“Esoterik? Das ist der Weg zu mir”

LÖRRACH (lk / Foto: Carsten Tolkmit, flickr). “Esoterik? Das ist der Weg zu mir”, sagt eine Besucherin aus dem Münstertal. “Ein Urwissen, das in jedem drinsteckt, das mit der Zivilisation abtrainiert wurde”, meint ein 25ähriger Konstanzer. “Eine Ergänzung zu bestehenden Hilfsinstitutionen wie Arzt, Psychologe und Psychiater”, findet Gerd Lotze aus Straubing.

esoterik.jpg Ein buntes Potpurri erwartete die Besucherinnen und Besucher der Esoterik Tage in der Lörracher Stadthalle. Man konnte Vorträgen lauschen von Meisterin Alamita zu “Die Ausserirdischen sind unter uns” oder von Kristallquelle Barbara von der Emden über “Kristallorakel: mit der Seele Kontakt aufnehmen” oder sich an Ständen über die heilende Kraft von Alpenkräutern informieren, sich erklären lassen, wie man sein Büro einrichtet, so dass es positiv aufs Wohlbefinden wirkt (Feng Shui). Man kann sich seine Aura fotografieren lassen oder mit seinem Schutzengel in Kontakt treten. Ob Einhandrute, Xion oder Seelenbilder: Ein Grossteil der Angebote soll den Menschen helfen, ihre positive Energie zu finden – und zu fördern.

Sagen die Aussteller – aber auch die Besucher: “Mir ging es wahnsinnig gut, nachdem ich auf den Freiburger Esoteriktagen war”, sagt eine Münstertälerin. Sie hat sich soeben für zehn Mark an einem Stand ein “Heilbild” gekauft. “Ich bin völlig begeistert von diesen Seelenbildern. Schauen Sie, wie dieses Bild hier wirkt. Jedesmal, wenn ich es anschaue, fühle ich mich gestärkt.” Den Bezug zu Esoterik bekam sie durch die Krankheit ihres Sohnes: “Ich merkte, dass die Schulmedizin nicht ausreicht und suchte andere Wege.”

Andere Wege? Viele Reaktionen unseres Körpers, so erklärt Ausstellerin Leonie Teichmann aus Füssen, haben keine körperlichen, sondern seelische Ursachen. Und diese liessen sich nur psychologisch oder feinstofflich lösen. Sie bietet “alles, was mit Schwingungen zu tun hat” an. Ihre Klangstäbe, erklärt sie, regen die Zellschwingungen an, diese holen Lebensenergien aus dem Körper hervor und steigern das Wohlbefinden.

Hilfe durch ein Engel-Orakel verspricht Ursula Parniss. Ihren ersten Kontakt mit der Engelwelt, so erzählt sie, hatte sie, als sie bei einer Operation für kurze Zeit klinisch tot war. Die Engel trugen ihr auf: “Sag den Menschen, dass es Wunder gibt.” Ihren Job kündigte sie und heilt nun zusammen mit einer Heilpraktikerin unerklärliche Krankheiten und Probleme via Engel-Orakel. “Diese Krankheiten”, sagt sie, “sind oft karmisch bedingt, von einem früheren Leben mitgenommen. Sie sind ein Stachel in der Seele. Unsere Aufgabe ist, ihn mit Hilfe der Engel zu ziehen.”

Es gab auch kritische Stimmen unter den Besuchern. “Alles ist so teuer hier”, finden Sylvia Lengweiler und Peter Scherrer aus Basel. Einige Aussteller erschienen ihnen unsympathisch. “Wir haben schon eine hässliche Erfahrung mit Handlesen gemacht”, sagt Sylvia Lengweiler. Hat die Deutung gestimmt? “Das weiss ich nicht”, sagt Peter Scherrer. “Sie hatte etwas mit Tod zu tun.” Etwas benommen kam Kai Hitzfeld aus einem Vortrag über Ausserirdische. “Der Vortrag war voll die Härte und hat nur Endzeitstimmung verbreitet.” Man solle sich auf einen Überfall Ausserirdischer vorbereiten. Helfen könne eine Lichttherapie. Er sei der Esoterik jedoch aufgeschlossen. “Es gibt sehr viele nützliche Sachen hier”, sagt er und schaut auf das rege Treiben. “Es ist wie auf dem Jahrmarkt.”

lk/15.11.97 (Badische Zeitung Lörrach)

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